Musik aus Portugal
Der weltberühmte Fado
Wer einmal einen Sänger oder eine Sängerin einen Fado singen hört, der verspürt sie sogleich: die Traurigkeit, die dieser typisch portugiesische Musikstil transportiert. Die Lieder handeln von Themen wie unglücklich verlaufenen Liebesbeziehungen, Armut oder Sehnsucht. Das portugiesische Wort »saudade« fasst diesen Gemütszustand sehr treffend zusammen. Seit 2011 gehört der Fado der Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit an, die von der UNESCO zusammengestellt wird.
Entstanden ist er in Lissabon, wo er zunächst in den Vierteln der Armen gesungen wurde. Einen großen Beitrag zur Verbreitung der Musikrichtung in allen Schichten leistete die Sängerin Amália Rodrigues. Ihre Karriere begann im Jahr 1939, anschließend nahm sie mehr als 170 Schallplatten auf. Zu den bekanntesten kommerziellen Fado-Sängern gehören heute Mariza, Ana Moura, Camané und Dulce Pontes.
Beim Fado wird der Sänger normalerweise von zwei Gitarren begleitet, nämlich der »guitarra portuguesa« und der »viola baixo«, einer Art Bassgitarre. Wird in einem Lokal in Lissabon ein Fado vorgetragen, dann kommt es nicht selten vor, dass die Zuhörer in den Gesang einstimmen.
Der Cante alentejano
Im Baixo Alentejo im Süden Portugals gibt es eine Gesangsart, die wie der Fado auf der Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit steht. Sie heißt Cante alentejano und wird mehrstimmig und ohne instrumentale Unterstützung vorgetragen. Der Vorsänger, genannt »ponto«, gibt zunächst allein die Melodie und den Text vor, dann stimmt der »alto« genannte Chor ein. Dessen rund 30 Mitglieder wiederholen das Lied immer wieder im Wechsel. Die Sänger tragen dabei meist traditionelle Trachten.
Entstanden ist der Cante alentejano Ende des 19. Jahrhunderts, er entwickelte sich aus dem Gesang, den die Feldarbeiter während ihrer Tätigkeit anstimmten.
Namhafte Musiker aus Portugal
Aufgrund der wechselhaften Geschichte des Landes sind in Portugal vielzählige Musikstile zuhause. Internationale Bekanntheit haben etwa die Metal-Band Moonspell und das Dance-Projekt Buraka Som Sistema erlangt. Seit einigen Jahren entwickelt sich vor allem in den Großstädten Porto und Lissabon eine portugiesische Hip-Hop-Szene, die Hip-Hop Tuga genannt wird. Einige ihrer populärsten Vertreter sind Da Weasel und Valete.
Im Bereich der elektronischen Musik ist vor allem Rui da Silva zu nennen, der 2001 mit »Touch Me« als erster portugiesischer Künstler einen Nummer-eins-Hit in Großbritannien hatte.
Bekannte portugiesische Musikfestivals
Im Laufe des Jahres finden zahlreiche große und kleine Musikfestivals in Portugal statt. Zwei bekannte Veranstaltungen im Bereich der Rockmusik sind das NOS Alive!, das immer im Juli in der Kleinstadt Algés nahe Oeiras stattfindet, und das Super Bock Super Rock, das ebenfalls im Juli in Lissabon abgehalten wird. Zudem veranstalten die Macher vom Rock in Rio unter dem Namen Rock in Rio Lisboa alle zwei Jahre einen eigenen Ableger in Lissabon.
Neben der Rockmusik kommen auch die Fans anderer Musikrichtungen in Portugal auf ihre Kosten. So gibt es zahlreiche Jazz-Festivals wie das Funchal Jazz Festival im Sommer, das Jazz ao Centro im Oktober in Coimbra oder das Out Jazz Festival in Lissabon.
Freunde von Weltmusik sind beim FMM Festival Musicas do Mundo gut aufgehoben, das alljährlich Ende Juli in Sines und Porto Covo stattfindet. Innerhalb von zehn Tagen treten dort mehr als 30 Acts aus aller Welt auf und begeistern die bis zu 100.000 Besucher.
Wer eher auf elektronische Musik steht, der sollte im Juli das Festival RFM Somnii in Figueira da Foz besuchen. An drei Tagen legen dort verschiedene bekannte DJs auf, in den vergangenen Jahren standen unter anderem Auftritte von Tiësto, Robin Schulz und Armin van Buuren auf dem Programm.
Portugal beim Eurovision Song Contest
Portugal nahm im Jahr 1964 zum ersten Mal am Eurovision Song Contest teil (der damals noch Grand Prix Eurovision hieß). Der Sänger António Calvário und sein Lied »Oração« blieben damals jedoch ohne Punkte. Bis in die 1990er-Jahre waren die Platzierungen der portugiesischen Teilnehmer allenfalls durchschnittlich.
Erst 1991 gelang es der bereits erwähnten Sängerin Dulce Pontes mit ihrem Song »Lusitana paixão«, mit Rang 8 erstmals einen Top-Ten-Platz für Portugal beim ESC zu erreichen. Im Jahr 1996 schaffte Lúcia Moniz mit »O meu coração não tem cor« sogar Platz sechs und damit das bis dahin beste Abschneiden von Portugal beim europäischen Wettbewerb. Es folgten jedoch erneut Jahre der Mittelmäßigkeit, und als 2004 das Halbfinale beim ESC eingeführt wurde, schafften es die portugiesischen Beiträge häufig nicht einmal in die Endrunde.
Das änderte sich jedoch im Jahr 2017 – mit einem jungen Mann namens Salvador Sobral. Der studierte Jazz-Musiker trat in Kiew mit dem Song »Amar pelos dois« an, den seine Schwester Luísa Sobral geschrieben hatte. Lied und Interpret sorgten für überwältigende Reaktionen bei den Fernsehzuschauern und Jurymitgliedern in ganz Europa. Sobral bekam von den Zuschauern aus zwölf Ländern und den Jurys aus 18 Ländern die maximal möglichen zwölf Punkte. Mit 758 Punkten erreichte er am Ende einen neuen ESC-Rekord und holte den ersten portugiesischen Sieg in diesem Wettbewerb. Im April 2018 erhielten Sobral und seine Schwester für ihren Triumph den »Ordem do Mérito«, der ihnen vom portugiesischen Staatspräsidenten Marcelo Rebelo de Sousa persönlich verliehen wurde.
Durch den Sieg Sobrals durfte Portugal vom 8. bis zum 12. Mai 2018 den 63. Eurovision Song Contest ausrichten. Die Veranstaltung fand in der Altice Arena in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon statt. Gewinnen konnte die israelische Sängerin Netta Barzilai. Der Beitrag des Gastgeberlandes »O Jardim« von Cláudia Pascoal landete mit mageren 39 Punkten auf dem letzten Platz. Im Showprogramm des ESC traten unter anderem die beiden berühmten Fado-Sängerinnen Mariza und Ana Moura auf.