11 berühmte portugiesische Seefahrer
Von Vasco da Gama bis Ferdinand Magellan
Bekannte Seefahrer wie Vasco da Gama werden und Ferdinand Magellan werden in Portugal verehrt und haben durch ihre Expeditionen weltweite Berühmtheit erlangt. 33 wichtige Persönlichkeiten aus der Zeit des Spätmittelalters, viele davon Seefahrer und Entdecker, wurden mit dem Denkmal der Entdeckungen (Padrão dos Descobrimentos) am Tejo-Ufer in Lissabon ausgezeichnet.
Ein altes Sprichwort aus Portugal sagt: »Wenn du beten lernen willst, dann fahre zur See.« Ohne Karten und Instrumente, unter der ständigen Bedrohung durch Wetter und Krankheiten, wird dir sicher rasch klar, welches Wagnis hinter der Neugier des Menschen steckte, die Welt bzw. das Meer zu entdecken.
Doch wer waren diese mutigen Männer, die für immer die Geschichte der Welt verändert haben? Freue dich auf eine spannende Entdeckungsreise quer über den Globus und erfahre mehr über die bekanntesten Seefahrer und Entdecker Portugals.
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Vasco da Gama – Admiral der Meere Arabiens, Persiens, Indiens und des Orients
Wenn man an berühmte Seefahrer denkt, dann gehört der Name Vasco da Gama (1469–1524) mit ganz oben auf die Liste. Er war es, der Ende des 15. Jahrhunderts den Seeweg nach Indien entdeckte, auf dessen Suche Christoph Kolumbus noch ein paar Jahre zuvor fälschlicherweise im heutigen Amerika landete.
König Manuel I. von Portugal ernannte den in Sines an der Küste des Alentejo geborenen da Gama zum Oberbefehlshaber für die Reise nach Indien. Am 8. Juli 1497 soll er – dort wo heute das Entdeckerdenkmal in Lissabon steht – mit seinem Flaggschiff »Nao São Gabriel« in See gestochen sein. Seine Reise durch den Atlantik führte herum um das Kap der Guten Hoffnung und endete schließlich am 20. Mai 1498 in Calicut an der Malabarküste in Indien.
Vasco da Gama gelang es damit als erster Europäer einen Seeweg um die tückische Küste von West- und Ostafrika herum nach Indien zu finden. Sein Erfolg ermöglichte vielen anderen Seefahrern, ihre Ziele weiterzustecken und neue Perspektiven für die gesamte Welt zu liefern.
Sein Erfolg machte Vasco da Gama zu einem wohlhabenden Mann. Ihm wurden außerdem die Titel Vizekönig von Indien, Admiral der Meere Arabiens, Persiens, Indiens und des Orients und 1. Graf von Vidigueira verliehen. Er starb am 24. Dezember 1524 während seiner dritten Indien-Reise.
Ferdinand Magellan – Weltumsegelung mit tödlichem Ausgang
Ferdinand Magellan (1480–1521), der auf portugiesisch Fernão de Magalhães heißt, unternahm im Auftrag der spanischen Krone die gefährliche Reise zu den indonesischen Molukken (Gewürzinseln), wo er zu dieser Zeit exorbitant teure Gewürze wie Nelken, Muskat und Pfeffer laden sollte.
Oftmals wird ihm heute fälschlicherweise die erste Weltumsegelung zugesprochen, doch er ist nie nach Europa zurückgekehrt, sondern starb während der Expedition auf den Philippinen. Außerdem war es auch nie sein Plan die Welt zu umrunden.
Seine Leistung wird dadurch aber keinesfalls herabgewürdigt, denn er entdeckte als Erster einen Weg an der Südspitze Südamerikas vom Atlantischen in den Pazifischen Ozean. Das war eine wichtige Alternative zum gefährlichen Seeweg um das Kap der Guten Hoffnung im heutigen Südafrika. Diese Meerenge wird ihm zu Ehren heute Magellanstraße genannt.
Ferdinand Magellan wurde vermutlich in Vila Nova de Gaia im Norden Portugals geboren. Bereits als junger Mann gelangte er zu Beginn des 15. Jahrhundert nach Indien. Acht Jahre lang kämpfte Magellan für die portugiesische Flotte in Afrika und Asien.
Nach seiner Rückkehr nach Europa verfolgte Magellan den Plan die Westpassage zu den Gewürzinseln zu finden. Er präsentierte 1518 dem spanische König seine Ideen und dieser erkannte darin einen Vorteil im Kampf um die lukrativen Gewürze.
Fast ein Jahr dauerte die Ausrüstung der Armada. Am 20. September 1519 stach die aus fünf Schiffen bestehende Flotte dann schließlich von Sanlúcar de Barrameda im südspanischen Andalusien in See.
Nach einer ziemlich beschwerlichen Reise – inklusive Meuterei – erreichten Magellan und seine Crew Ende November 1519 den Pazifik. Mit so gut wie keinem Proviant vergingen nochmal rund dreieinhalb Monate, bis man endlich auf den Marianen-Inseln landete. Von dort erreichten die 150 verbliebenen Seeleute am 21. März 1521 als erste Europäer die Philippinen. Bei einem Angriff auf die Insel Mactan 27. April 1521 wurde Ferdinand Magellan tödlich verwundet.
Nach Magellans Tod übernahm der Spanier Juan Sebastián Elcano das Kommando und kehrte mit nur einem Schiff, der Victoria, wieder nach Spanien zum Ausgangshafen in Sanlúcar zurück. Fast drei Jahre dauerte die Reise, auf der mehr als 46.000 Seemeilen zurückgelegt wurden. Bei der Rückkehr nach Europa am 6. September 1522 waren von den ursprünglich mehr als 230 Mann keine 20 mehr übrig. Sie sind die ersten Menschen, die die Erde umrundet haben.
João Gonçalves Zarco – der Wiederentdecker von Madeira
João Gonçalves Zarco (ca. 1395–1467/72) kam schon früh mit der Seefahrt in Berührung, da er als Junge am Hof Heinrich des Seefahrers lebte. Vermutlich begleitete er ihn auch bei der Eroberung von Ceuta 1415.
Zusammen mit Tristão Vaz Teixeira landete er 1418 auf der Insel Porto Santo, die zum Madeira-Archipel gehört. Die Hauptinsel erreichten sie ein Jahr später.
Nach ihrer Rückkehr nach Portugal überzeugten die Seefahrer Heinrich von den Vorteilen der Gründung einer dauerhaften Kolonie auf Madeira. Die Kolonisation durch die Portugiesen begann im Jahr 1425.
Heinrich verlieh João Gonçalves Zarco 1450 das Kapitanat von Funchal, wo er auch im hohen Alter starb. Heute erinnert eine Statue in Funchal an den Wiederentdecker der Insel.
Bartolomeu Perestrelo – der Schwiegervater von Christoph Kolumbus
Der portugiesische Adlige Bartolomeu Perestrelo (ca. 1394–1457) war mit dabei als João Gonçalves Zarco und Tristão Vaz Teixeira das Madeira-Archipel erkundeten. Sein Vater Filippo Pallastrelli war Ritter und Kaufmann italienischer Herkunft und es wurde nie geklärt, ob Bartolomeu in Portugal geboren wurde oder erst als Kind dorthin ging.
Bartolomeu Perestrelo wurde 1446 das Kapitanat für Porto Santo übertragen, das später auf seine Frau Isabel Moniz überging. Er war allerdings unzufrieden mit der ständig durch Hunger und Piraterie geplagten Insel und wollte nach Portugal zurückkehren, wurde jedoch von Heinrich zur Rückkehr nach Porto Santo gezwungen.
Seine Tochter Dona Filipa de Perestrelo e Moniz heiratete 1479 Christoph Kolumbus, der zu dieser Zeit selbst einige Jahre auf Madeira und Porto Santo verbrachte, ehe aufbrach und weltweite Berühmtheit erlangte.
Heinrich der Seefahrer
Heinrich der Seefahrer (portugiesisch: Infante Dom Henrique de Avis) war nicht nur Seefahrer, sondern auch der »Macher« hinter vielen portugiesischen Expeditionen. Er war unter anderem Auftraggeber und Initiator der Entdeckungsreisen von João Gonçalves Zarco, Bartolomeu Perestrelo und Gil Eanes.
Heinrich wurde 1394 in Porto geboren und 1418 zum Gouverneur der Algarve ernannt, wo er ein ehrgeiziges Programm startete, um einen Seeweg nach Indien zu finden. Zu Lebzeiten sollte ihm das nicht gelingen, aber seine Expeditionen legten den Grundstein. Nach seinem Tod 1460 in Sagres dauerte es nur 36 Jahre, bis Vasco da Gama seine großen Vorleistungen schließlich vollendete.
Das Padrão dos Descobrimentos in Belém zeigt Heinrich als Anführer der portugiesischen Entdecker.
Bartolomeu Dias – erster Europäer an der Südspitze Afrikas
Über die Herkunft von Bartolomeu Dias (ca. 1450–1500) ist recht wenig bekannt. Auch über seine Expedition zum heutigen Kap der Guten Hoffnung gibt es keine keine schriftlichen Aufzeichnungen, da die Reise strengster Geheimhaltung unterlag.
Dias wurde 1487 im Auftrag von König João II. mit drei Schiffen losgeschickt, um die Möglichkeit eines Seewegs nach Indien zu prüfen. Der erfahrene Seefahrer erreichte 1488 das »Kap der Stürme« (Cabo das Tormentas), so wie er die Gegend nannte. Die Umbenennung in Kap der Guten Hoffnung erfolgte dann wahrscheinlich durch den König. Im Dezember 1488 kehrte Dias nach Lissabon zurück.
Bartolomeu Dias unternahm mehrere Expeditionen. Die Fahrt mit Pedro Álvares Cabral im Jahr 1500 wurde seine letzte. Als sie von der brasilianischen Küste in Richtung Kap segelten, brachte ein schwerer Sturm vier Schiffe zum Sinken, darunter auch das von Bartolomeu Dias.
Pedro Álvares Cabral – der zufällge Entdecker Brasiliens
Pedro Álvares Cabral (ca. 1467–1520) gilt als der offizielle Entdecker Brasiliens, aber ähnlich wie Kolumbus spielte ihm dabei der Zufall in die Karten.
Er wurde beauftragt, im Jahr 1500 eine Expedition nach Indien zu leiten, die der von Vasco da Gama neu eröffneten Route unter Umgehung Afrikas folgte. Doch statt in Indien landete er mit seinen Schiffen auf einer Insel, die er Vera Cruz nannte. Bei der Erkundung der Küste stellte Cabral jedoch fest, dass es sich keineswegs um eine Insel handelte, sondern wahrscheinlich um einen Kontinent.
Durch die Nord-Süd-Trennlinie (»Vertrag von Tordesillas«), mit der Spanien und Portugal ihre Gebiete aufteilten, war Cabrals Entdeckung für sein Land äußerst wertvoll: Es ermöglichte Portugal den Zugang zu einem Teil der Neuen Welt, die durch die Trennung eigentlich Spanien vorbehalten war.
Nach der zufälligen Entdeckung von Brasilien setzte Cabral seine Reise nach Indien fort, wo er im September 1500 auch ankam und einen erfolgreichen Gewürzhandel mit Indien zu etablierte.
Weitere nach Reisen nach Indien lehnte Cabral anschließend ab und zog sich auf seinen Landsitz bei Santarém in Portugal zurück.
João Vaz Corte-Real – vor Kolumbus in Nordamerika?
Der adelige Seefahrer und Ritter João Vaz Corte-Real (ca 1420–1496) wurde in Tavira an der Algarve geboren. Es wird vermutet, dass Corte-Real nicht nur Grönland, sondern auch Nordamerika mit seinem Schiff erreichte, eventuell das heutige Neufundland.
Sollte die Geschichte stimmen, dann wäre Christoph Kolumbus erst 20 Jahre nach João Vaz Corte-Real in Nordamerika gelandet.
Was aber als gesichert gilt, ist das Corte-Real eine Insel entdeckte, die er Terra Nova do Bacalhau nannte. Doch ob es sich dabei wirklich um Neufandland handelte, ist bis heute nicht geklärt.
Als Belohnung für seine Entdeckung wurde ihm der Titel »Capitão-Donatário de Angra do Heroísmo« verliehen, was ihm zum Gouverneur der Azoren-Insel Terceira machte. Später erlangte er diese Rang auch für die Insel São Jorge.
Afonso de Albuquerque – zweiter Gouverneur von Portugiesisch-Indien
Der nahe Lissabon geborene Afonso de Albuquerque (1542–1515) war ein erfahrener Seefahrer und zweiter Gouverneur von Portugiesisch-Indien, dessen militärisches, religiöses und politisches Handeln maßgeblich zur Gründung des portugiesischen Reiches im Indischen Ozean beitrug.
Erst im für damalige Verhältnisse späten Alter von 60 Jahren wurde wurde Afonso de Albuquerque 1503 für seine erste Expedition nach Indien geschickt. Ihm gelang es die erste europäische Siedlung in Indien zu gründen, die zum Ausgangspunkt für die Expansion des portugiesischen Reiches im Osten wurde.
In den nächsten Jahren schaffte er es immer mehr strategisch wichtige Posten in der Region für die Krone Portugals zu sichern, unter anderem die damals blühende Hafenstadt Malakka. 1506 ernannte ihn König Manuel I. zum zweiten Gouverneur aller portugiesischen Besitzungen in Asien.
Afonso de Albuquerque machte sich allerdings viele Feinde am portugiesischen Hof, die keine Gelegenheit ausließen, die Eifersucht von König Manuel I. gegen ihn zu schüren. Der König ernannte schließlich einen von Albuquerques Feinden, Lopo Soares de Albergaria, zu seinem direkten Nachfolger als Gouverneur.
Afonso de Albuquerque starb wenige Tage später, nachdem er von seiner Absetzung erfahren hatte, am 16. Dezember 1515 auf See.
Diogo Cão – der erste Europäer am Kongo
Der portugiesische Entdecker und Seefahrer Diogo Cão (über seine Geburtsdaten ist so gut wie nichts bekannt) segelte im Dienste von Johann II. von Portugal. Zwischen 1482 und 1486 unternahm er zwei Entdeckungsreisen an die südwestafrikanische Küste.
Er erreichte die Mündung des Kongo und wanderte den Fluss entlang ins Landesinnere. Fälschlicherweise glaubte er den südlichsten Punkt des afrikanischen Kontinents gefunden zu haben.
Die Entdeckungsfahrten von Diogo Cão sind des Weiteren bedeutsam, da sie für die Erstellung einer Karte des Metellus sowie den Globus von Martin Behaim 1492 sehr hilfreich waren.
Gil Eanes – Reise zum Kap Bojador
Der portugiesische Entdecker Gil Eanes (erste Hälfte im 15. Jahrhundert) wurde in Lagos an der Algarve geboren und stammte aus einer adligen Familie. Er stand im Dienste von Heinrich des Seefahrers.
Heinrich entsandte Eanes 1433, um das Kap Bojador vor der südlichen Küste Marokkos zu umsegeln. Diese erste Expedition war nicht erfolgreich, doch er versuchte es im folgenden Jahr noch einmal und dieses Mal gelang ihm die Umfahrung.
Ein Denkmal in Lagos erinnert noch heute an Gil Eanes Wirken für die Seefahrernation Portugals.
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