Big-Wave-Surfen in Nazaré

Stell dir vor, du stehst auf der Klippe des historischen Leuchtturms von Nazaré und blickst auf Wellen, die höher sind als ein sechsstöckiges Haus – also über 20 Meter. Genau das erwartet dich in diesem malerischen Fischerdorf an Portugals Westküste, nur knapp zwei Autostunden von Lissabon entfernt.
Surfen Nazaré
Der berühmte kleine Leuchtturm Nazarés mit Blick auf die tosenden Wellen ( design1991 / Depositphotos.com )

Surfen an der Westküste Portugals: Die perfekte Riesenwelle

Was macht Nazaré so einzigartig? Nicht nur die schiere Größe der Wellen beeindruckt, sondern auch die Verlässlichkeit, mit der in Nazaré spektakuläre Shows der Naturgewalten stattfinden.

Der aktuelle Weltrekord für die höchste gesurfte Welle liegt bei beeindruckenden 26,21 Metern. Aufgestellt wurde er im Oktober 2020 von Sebastian Steudtner, der damit den bisherigen Rekord von Rodrigo Koxa (24,38 Meter, 2017) übertraf.

Gerüchteweise könnte Steudtner diesen Rekord im Februar 2024 sogar auf 28,57 Meter verbessert haben. Eine offizielle Bestätigung steht jedoch noch aus.

Warum entstehen hier solche Monsterwellen?

Das Geheimnis liegt unter der Wasseroberfläche: Der Nazaré-Canyon, ein riesiger Unterwasser-Canyon, wirkt wie ein natürlicher Wellenverstärker. Wenn der Swell aus dem Atlantik auf den Canyon trifft, türmen sich die Wellen durch die plötzliche Tiefenänderung massiv auf.

Bei optimalen Bedingungen – starkem Swell aus West oder Nordwest und Offshore-Wind aus Osten – entstehen die berühmten Big Waves, die Nazaré weltweit bekannt gemacht haben.

Wer sollte sich an die Wellen wagen?

Sei ehrlich zu dir selbst: Die Big Waves von Nazaré sind nichts für Anfänger oder Gelegenheits-Surfer. Diese Wellen sind gefährlich und erfordern höchste Professionalität.

Voraussetzungen für Big-Wave-Surfer:

  • Mehrjährige Surferfahrung
  • Spezielles Big-Wave-Training
  • Ein professionelles Rettungsteam mit Jetskis
  • Perfektes Einschätzungsvermögen für Strömungen und Wetterbedingungen

Sicherheit hat oberste Priorität

Nach schweren Unfällen in der Vergangenheit wurden die Sicherheitsvorkehrungen in Nazaré erheblich verbessert:

  • Professionelle Rettungsteams: Immer vor Ort und einsatzbereit
  • Strikte Notfallprotokolle: Klare Abläufe für schnelle Hilfe
  • Verbesserte Kommunikationssysteme: Zwischen Surfern und Rettungskräften
  • Regelmäßige Sicherheitstrainings: Für alle Beteiligten
Nazare Riesenwellen
Die Riesenwellen locken jedes Jahr Heerscharen von Touristen nach Nazaré ( Wirestock / Depositphotos.com )

Der beste Zeitpunkt für deinen Besuch in Nazaré

Die Big-Wave-Saison in Nazaré läuft von Oktober bis März. In dieser Zeit stehen die Chancen am besten, die beeindruckenden Monsterwellen zu sehen.

Aber auch außerhalb dieser Saison lohnt sich ein Besuch: Nazaré verzaubert mit seinem charmanten Fischerdorf-Flair, traditionellen Restaurants und der atemberaubenden Aussicht vom Leuchtturm.

Die Nazaré Big Wave Challenge

Das Besondere an den Surf-Wettkämpfen in Nazaré: Sie folgen nicht dem üblichen Eventkalender, sondern dem Rhythmus der Natur. Die WSL Big Wave Challenge, der prestigeträchtigste Wettbewerb am Praia do Norte, findet immer dann statt, wenn die Bedingungen perfekt sind – und das kann innerhalb weniger Tage der Fall sein.

So funktioniert die Planung

  • Yellow Alert (72 Stunden vorher): Die World Surf League (WSL) gibt das erste Signal, wenn sich perfekte Bedingungen abzeichnen.
  • Green Alert (24 Stunden vorher): Die finale Bestätigung, dass der Wettkampf stattfindet.

Ab diesem Moment ist Nazaré im Ausnahmezustand: Profi-Surfer, Kamerateams und Fans aus aller Welt strömen an den Praia do Norte, um das Spektakel mitzuerleben.

Tipp: Folge der WSL auf sozialen Medien, um den Yellow Alert rechtzeitig zu erfahren und deine Reise zu planen.

Praktische Tipps für deinen Besuch

Plane für Nazaré mindestens einen ganzen Tag ein. Dein erster Weg sollte dich zum historischen Leuchtturm führen, in dem sich heute ein kleines Surfmuseum befindet. Hier erfährst du alles über die Geschichte des Big-Wave-Surfens und die legendären Rekorde, die in Nazaré aufgestellt wurden. Von der Leuchtturm-Klippe aus hast du übrigens den perfekten Blick auf die Surfer – bring also unbedingt ein Fernglas und deine Kamera mit.

Wenn du während der Big-Wave-Saison anreist, solltest du deine Unterkunft unbedingt Wochen im Voraus buchen. Das kleine Fischerdorf ist dann oft komplett ausgebucht, besonders wenn sich perfekte Surfbedingungen ankündigen.

Nach einem aufregenden Tag an der Küste empfehle ich dir, in einem der traditionellen Restaurants einzukehren. Die lokalen Fischspezialitäten sind ein absolutes Muss – frag einfach nach dem Tagesfang und lass dich überraschen. Besonders die gegrillten Sardinen und der frische Kabeljau sind eine wahre Offenbarung.

Tipp für Frühaufsteher: Die ersten Sonnenstrahlen am Leuchtturm zu erleben, während die gewaltigen Wellen gegen die Klippen donnern, ist ein unvergessliches Erlebnis. Danach kannst du in einem der gemütlichen Cafés in der Altstadt frühstücken und dem erwachenden Treiben in den verwinkelten Gassen zusehen.

Nazare Küste
Die Küste von Nazaré aus der Vogelperspektive ( eskalion1@gmail.com / Depositphotos.com )

Die besten Foto-Spots für die Riesenwellen von Nazaré

Du willst die perfekten Aufnahmen von den gigantischen Wellen mit nach Hause nehmen? Dann verrate ich dir jetzt die absoluten Top-Spots für deine Nazaré-Fotos.

Der Leuchtturm – dein wichtigster Anlaufpunkt

Der Farol de Nazaré ist definitiv der Star unter den Foto-Locations. Am besten kommst du frühmorgens oder in den späten Nachmittagsstunden hierher. Das Licht ist dann weicher, und du kannst spektakuläre Gegenlichtaufnahmen einfangen.

Positioniere dich auf der nördlichen Plattform – von hier aus hast du den perfekten Blick auf die anrollenden Monsterwellen. Ein Teleobjektiv solltest du unbedingt dabeihaben, denn damit holst du dir die Surfer in Großaufnahme vor die Linse. Besonders dramatisch wird es bei Winterstürmen, wenn die Gischt meterhoch aufspritzt und im Sonnenlicht glitzert.

Nazaré Surferstrand
Praia do Norte – der Surferstrand in Nazaré ( ElinaManninen / Depositphotos.com )

Praia do Norte – hautnah am Geschehen

Wenn du Action auf Augenhöhe suchst, ist der Nordstrand deine Location. Hier kommst du den Wellen so nah wie sonst nirgends

Aber Vorsicht: Unterschätze niemals die Kraft des Wassers! Halte immer ausreichend Sicherheitsabstand und behalte das Meer im Auge.

Die frühen Morgenstunden sind auch hier goldrichtig: Das Licht ist optimal, und du hast noch freie Sicht, ohne dass andere Fotografen ins Bild laufen. An diesem Spot entstehen deine eindringlichsten Aufnahmen von der schieren Gewalt der Naturgewalten.

Das malerische Sítio-Viertel

Für atmosphärische Aufnahmen, die mehr als »nur« Wellen zeigen, streifst du durch das historische Sítio-Viertel von Nazaré. Von hier aus fängst du traumhafte Panoramen der gesamten Bucht ein. Die verwinkelten, traditionellen Gassen eignen sich perfekt als Vordergrund für deine Kompositionen.

Tipp: Warte bis zum Sonnenuntergang – wenn die Sonne im Atlantik versinkt, taucht sie die gesamte Szenerie in magisches Licht.

Übrigens: Mit den Hashtags #NazareBigWaves und #NazarePortugal findest du nicht nur Inspiration für deine eigenen Aufnahmen. Du kommst darüber auch in Kontakt mit anderen Fotografen, die oft noch weitere Geheimtipps auf Lager haben. In Nazaré ist die Foto-Community sehr hilfsbereit – trau dich also ruhig, andere Enthusiasten anzusprechen.

Ein letzter Tipp: Bei Wettkämpfen sind die besten Foto-Spots heiß begehrt. Sei rechtzeitig vor Beginn vor Ort, um dir einen der begehrten Plätze zu sichern. Pack dir einen Klappstuhl und Verpflegung ein – du wirst viele Stunden an deinem Spot ausharren wollen, wenn die Action losgeht.

Anreise: so kommst du nach Nazaré

Die Anreise nach Nazaré gestaltet sich überraschend einfach. Mit dem Auto bist du von Lissabon aus in etwa 90 Minuten am Ziel. Nimm dafür die Autobahn A8 Richtung Norden und folge später der N242 direkt bis Nazaré. Ein Mietwagen gibt dir dabei die größte Flexibilität, gerade wenn du auch die umliegenden Surf-Spots erkunden möchtest.

Reist du mit öffentlichen Verkehrsmitteln an, hast du zwei Möglichkeiten: Die Busse von Flixbus und Rede Expressos bringen dich mehrmals täglich von Lissabon direkt nach Nazaré. Die Fahrt dauert etwa zwei Stunden und kostet circa 12-15 Euro.

Alternativ nimmst du den Zug bis Valado dos Frades und von dort ein Taxi für die letzten 6 Kilometer – eine besonders malerische Route entlang der Küste.

Wo du gut und günstig in Nazaré übernachtest

In Nazaré findest du Unterkünfte für jeden Geschmack und Geldbeutel. Hier meine Empfehlungen:

Budget-Unterkünfte (unter 50€/Nacht):

  • Nazaré Hostel: Authentische Surf-Atmosphäre, zentrale Lage, tolle Aussicht

Mittleres Preissegment (50-120€/Nacht):

  • Hotel Maré: Meerblick-Zimmer, exzellentes Frühstück, zentrale Lage
  • Hotel Praia: Wellness-Bereich mit Meerblick, ausgezeichnetes Frühstück

Luxus-Segment (ab 120€/Nacht):

Die schönsten Surf-Spots an der Westküste

Die Monsterwellen von Nazaré sind nicht dein Ding? Keine Sorge! Entlang der Westküste findest du einige der besten Surf-Spots Europas, die perfekt zu deinem Können passen. Hier sind meine Top-Empfehlungen, die du bequem von Nazaré aus erreichen kannst.

Peniche – das Surf-Paradies für alle Level

Nach nur 50 Minuten Fahrtzeit erreichst du Peniche, das zweite große Surf-Mekka Portugals. Was diesen Ort so besonders macht? Die einzigartige Lage auf einer Halbinsel beschert dir hier gleich 15 verschiedene Surf-Spots. Egal ob Nord- oder Südküste – an einem der Strände findest du garantiert deine perfekte Welle.

Das Beste daran: Die unterschiedlichen Spots bieten Wellen für jedes Können, vom absoluten Anfänger bis zum ambitionierten Fortgeschrittenen.

Praia Baleal Norte – dein Entspannungs-Spot

Direkt um die Ecke von Peniche wartet der Praia Baleal Norte auf dich. Dieser Strand ist dein perfekter Spot, wenn du dem Trubel entfliehen möchtest. Hier erwarten dich nicht nur traumhafte Landschaften, sondern auch ideale Bedingungen für deine ersten Surf-Versuche.

Die Wellen sind meist sanfter als an anderen portugiesischen Stränden – perfekt also, um deine Technik zu verbessern oder überhaupt erst ins Surfen einzusteigen.

Praia do Medão – die Tube-Garantie

Kennst du schon den Supertubos? So nennen die Locals den Praia do Medão, der nur einen Katzensprung südlich von Peniche liegt.

Der Name ist Programm: Hier rollen die Wellen in perfekter Röhrenform an den Strand – ein Traum für jeden ambitionierten Surfer. Nicht umsonst machen hier regelmäßig die Stars der internationalen Surfszene Station. Auch wenn du selbst nicht in die Wellen steigst: Allein das Zuschauen ist hier ein Erlebnis.

Praia da Barra – der Allrounder

Auf dem Weg nach Porto? Dann solltest du unbedingt einen Zwischenstopp am Praia da Barra einlegen. Dieser ausgedehnte Strand bei der malerischen Lagunenstadt Aveiro hat einen entscheidenden Vorteil: Eine schützende Mole im Norden sorgt für konstant gute Surfbedingungen.

Hier findest du verschiedene Spots mit unterschiedlichen Wellenhöhen - perfekt also für Niveaus. Egal ob du Anfänger, Fortgeschrittener oder Fast-Profi bist: Am Praia da Barra kannst du dich so richtig austoben.

Mit diesen Tipps bist du bestens vorbereitet, um Nazaré zu erkunden – sei es als Zuschauer der Big Waves oder als Entdecker dieses besonderen Fischerdorfs. Viel Spaß und sicheres Reisen! 🌊

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