Cabo Espichel bei Sesimbra
Cabo Espichel
Steht man oben, auf der Steilklippe, rüttelt der Wind an einem. Unten tost das Meer. Möwen kommen auf die Augenhöhe von dir, als Besucher, und versuchen, sich im Wind zu halten. An manchen Tagen frierst du hier durch. Und doch willst du nicht weg, bevor du alles mit deinen Augen erfasst hast: an diesem wilden und unbewohnten Fleck Erde.
Mit offenen Augen auf der Suche
Seit der Jungsteinzeit (ab 11.500 v. Chr.) versuchen die Menschen, sich an der Costa Azul, zwischen Lissabon und der Algarve, im Süden, zu behaupten. Die Landspitze Cabo Espichel, 45 Kilometer südlich der Hauptstadt gelegen, ist heute einsam. Für dich lohnt sich ein Besuch, wenn du schroffe, karge Landschaften liebst. Im Folgenden erfährst du, was es Sehenswertes und Atemberaubendes an diesem Kleinod gibt.
Was du finden kannst
Der Atlantik und das wenige Grün auf den ufernahen Kalksteinfelsen machen die charaktervolle Natur aus. Es gab hier einmal Lebewesen, die konnten, mit den Füßen auf dem Strand stehend, die Landschaft überblicken. Die Beweise – Dinosaurier-Fußabdrücke – fand man seitlich, an einer der steilen Felsen.
1410 hielt ein Fischer sie für die Spuren des Maultiers der Heiligen Senora do Cabo. Die »Pedra da Mua«, wie die Einheimischen sie heute nennen, haben sechs bis 30 Meter große Sauropoden hinterlassen.
Zeugnisse einer vergangenen Zeit und Lebensweise
Aus dem 15. Jahrhundert stammt die kleine, viereckig-weiße Kapelle Ermida da Memória, oberhalb dessen, wo die Riesenechsen liefen. Mit dem zwiebelförmigen Dach und weißen und blauen Kachelbildern aus dem 18. Jahrhundert thront sie am Rand der Klippe.
1701 ordnete König Peter II. den Bau der barocken Kirche Igreja de Nossa Senhora do Cabo am Wallfahrtsort an. Er ließ das Innere mit Marmor aus der nahen Serra Arrábida ausstatten. Die Figur der Senhora bestimmt den Altaraufsatz. 1740 bemalte Lourenço da Cunha den Kirchenhimmel und spielte gekonnt mit den Perspektiven.
Beim Spaziergang zwischendurch ist immer wieder der Ausblick auf das Meer attraktiv: Von türkisfarben über tiefblau zu grün wechselt es seine Farbe. Später hinterlässt die Sonne einen langen bronzefarbenen Streifen und versinkt schließlich im Meer.
Interessant am Kloster-Ensemble (Santuario) sind auch die Pilgerunterkünfte. Es sind die zwei langen Reihen kleiner Zimmer, seitlich der Kirche. Durch die Namensgebung „Haus der Kerzen“ kann man sich noch heute das einfache und zweckmäßige Leben im 18. Jahrhundert vorstellen. Die Wasserversorgung der Wallfahrenden stellte ein Wasserhaus (Casa de Agua), mit einer Verbindung zum Aquädukt, sicher.
Gegen alle Widrigkeiten
Zu manchen Zeiten war das Wetter am Kapp so lebensfeindlich, dass Fischerboote und Transportschiffe an den Felsen zerschellten. Das Cabo Espichel ist die südwestliche Landzunge der Halbinsel Setubál. Nördlich liegt das Felsenkapp (Cabo da Roca). Seit 1430 gab es am Cabo Espichel immer einen Leuchtturm.
1790 konnte man den heute 32 Meter hohen, weiß-roten Turm des Farol do Cabo Espichel erneuern und technisch ausstatten. Fortan erblickten die Seemänner sein Licht bis zu 48 Kilometer weit auf dem Meer. Das ist weiter als bis nach Lissabon oder Sesimbra – der 14 Kilometer entfernten Stadt, zu der das Kapp heute verwaltungstechnisch gehört.
Der September ist ein Vormerker für das Cabo Espichel Festival. Auch Wim Wenders hatte ein Auge für die einzigartige Landschaft. Er verewigte sie in seinem Film: »Lisbon Story«.
Entdecker sein: die Geschichte unseres Planeten
Noch einmal zurück zu den Dinosaurier-Spuren. Wenn du mit Mietwagen, Mountainbike oder auf einer der Uferwanderungen am Cabo Espichel auf Entdeckungstour bist: Empfehlenswert ist die nördlich gelegene Bucht von Lagosteiros. Hier gelangst du einfacher zu den Spuren der Dinosaurier. Diese kleineren Footsteps haben Wissenschaftler als solche von Ornithopoden oder Theropoden identifiziert. Vor 150 Millionen Jahren war das. Kannst du dir das vorstellen?
Cabo Espichel
Sesimbra
Portugal